Mein letztes Ecuador-Abenteuer: Während in Europa ein Krieg ausbricht, fahre ich mit David und Marco in den Oriente, das Amazonas-Gebiet von Ecuador. Es tut gut, sich abzulenken, wunderschöne Natur zu bewundern, und zu sehen, was Menschen so alles tolles auf die Beine stellen können, statt in der Fassungslosigkeit darüber zu verharren, dass ein Angriffskrieg mitten in Europa begonnen hat, und dass einige Menschen, die ich aus Prozessarbeits-Fortbildungen kenne, jetzt als Soldaten im Krieg stehen oder als Zivilisten mitten im Krieg leben oder fliehen. Trotzdem beschäftigt mich die Situation in Europa sehr und dass ich ausgerechnet in diesen Tagen zeitweise gar nicht ins internet komme, lässt mir wenig Ruhe.
Im „Oriente“ arbeitet die Organisation, die David gegründet hat, „Cuisine sans Frontières“ (CSF), in zwei aktiven Projekten und hat schon andere Projekte abgeschlossen. Wir fahren zusammen dorthin, weil ein neuer Zyklus ihres Ausbildungsprojektes „El Fogón“ beginnt. Da werden junge Erwachsene verschiedener indigener Völker ausgebildet, „Gastgeber“ im nachhaltigen Tourismus zu sein, und zwar ganz bewusst mit einem sehr auf die lokalen Möglichkeiten zugeschnittenen Curriculum. Außerdem gibt es noch ein Kakao-Projekt, in dem rund um eine Kakao-verarbeitende Fabrik, die mit den Geldern aus der Erdölförderung für die Region gebaut wurde, die Menschen in der gesamten Wertschöpfungskette rund um den Kakao ausgebildet werden: Vom Anbau über die Trocknung und Verarbeitung bis zur fertigen, hochqualitativen Schokolade, die für 4,20 $ pro 50 g in den Läden von Coca verkauft wird und sehr lecker ist!
Aber von vorne angefangen, die Reise zum Rio Napo:
Wir fahren von Tumbaco aus erst die östliche Kordillere hoch, auf 4.000 m, und dann wieder runter. Die erste neue Landschaft ist der „Nebelwald“, an den Hängen, wo das riesige Amazonas-Becken auf die östliche Kordillere stößt. Es sieht aus wie in einem Fantasy-Film, vermutlich wurden ein paar Fantasy-Filme hier gedreht. Verwachsene Bäume, viel Nebel, bergiges Gelände. Sehr schön, nur leider natürlich wenig Aussicht. Manchmal wurde der Nebel so dicht, dass man nur langsam fahren konnte.
Coca – San Francisco de Orellana – ist gar nicht so hässlich, wie David es mir beschrieben hat. Die Stadt hatte vor wenigen Jahrzehnten nur ein paar hundert Einwohner. Dann wurde begonnen, das Erdöl in der Gegend zu fördern, und Coca ist das Zentrum der Erdölförderung, hier läuft alles zusammen, von hier aus wird es koordiniert. Daher wohnen jetzt hier etwa 45.000 Menschen, die meisten davon hängen an der Erdölindustrie. Vielleicht wirkte es auch deshalb freundlicher, weil gerade Carneval war, und sehr viel los auf den Straßen, viele Kinder gefeiert haben. Wir kommen dort an, laufen sofort zum Hafen, besteigen ein Schiff von Cocinas Sin Fronteras und machen mit dem Schiff eine Flussrundfahrt um die Stadt. Ich dachte erst: „Sie sagen, sie haben viel in Coca zu tun, und jetzt machen wir einfach eine Rundfahrt? Was soll denn das?“ Aber dann wird klar, das Schiff ist das Schulungsschiff von Cocinas Sin Fronteras, sie sind die offiziellen Vertreter von Cocinas Sin Fronteras und so müssen sie mal schauen und ihre Präsenz und Interesse zeigen, und schauen wie dieser Einsatz des Schiffes so läuft. Das Schiff haben sie früher für einmonatige Kurse in den verschiedenen Gemeinden am Fluss genutzt, das machen sie gerade nicht mehr. Damit das Schiff nicht verfällt und irgendwo rumliegt, ist es jetzt verpachtet, und es werden Flussrundfahrten angeboten. Martin, der Pächter des Schiffes, hält es instand, dass es für weitere Projekte einsatzfähig ist. So waren wir dort VIP-Gäste, bekamen was zu trinken, und ich lernte Coca als erstes vom Schiff aus kennen.
CSF hat am Rio Napo mehrere Projekte, und daher haben sie ein eigenes Haus in der Hauptstadt Coca gemietet, weil häufig Mitarbeiter:innen in Coca sind. Die ehemalige Zentrale der GIZ bekamen sie für günstige Miete angeboten als die GIZ sich aus dem Gebiet zurückzog, ein schönes Haus direkt am Rio Putumayo (oder so ähnlich). Dort ist es ruhig, und direkt am Wasser, und es gab drei Schlafzimmer für uns. Außer uns dreien waren noch zwei Schokoladenexperten auf dem Weg zum Kakaoprojekt dort.
Ich profitiere davon, dass ich mit David und Marco reise, indem ich Leute kennenlerne, die ich sonst nicht kennenlernen würde und wir an ganz vielen Orten als alte Bekannte begrüßt werden, als Begleitung der beiden gehöre ich dann auch gleich zu den Freunden.
Marco und ich haben in Coca noch das Archäologische Museum in Coca besichtigt – es war spannend, von den hochentwickelten Kulturen zu erfahren, die in der präkolumbianischen Zeit das Amazonasbecken besiedelt haben. Es bestätigt sich wohl immer mehr, dass er Regenwald ursprünglich eigentlich ein „Kulturwald“ ist, dass er systematisch gepflanzt wurde, von den Menschen, die dort halbnomadisch lebten. Sie haben 10-15 Jahre in einer Gegend gewohnt, und sind dann weitergezogen, aber bevor sie weitergezogen sind, haben sie Bäume gepflanzt, die dann, wenn ihre Nachfolger nach ein paar Jahrzehnten wiederkamen, Früchte trugen. Sie hatten auch toll verzierte Keramik, wie z.B. Urnen mit interessanten Formen.
Am nächsten Tag fahren wir dann 6,5 Stunden im Motorkanu über den Rio Napo. Wir fünf von Cocina Sin Fronteras sind die einzigen, die keine Indigenen sind, auf diesem Boot. Die Petroleros haben ihre eigenen Boote, diese Motorkanus werden nur von der einheimischen Bevölkerung genutzt. Touris gibt es fast keine, oder sie fahren mit Extra-Touristenbooten zu den Tourizielen.
Mir hat die Fahrt großen Spass gemacht, ich habe fast die ganze Zeit rausschauen können und einfach das Abenteuer „Bootsfahrt durch den Regenwald“ genießen können.
Dabei wurde mir manches klar:
Der Rio Napo (Amazonas-Zufluss) ist eine Art Hauptverkehrsstraße, der Amazonas später dann übrigens auch. Hier am Rio Napo begegnet einem mindestens alle 5 Minuten anderes Schiff. Manchmal Transportschiffe für Erdölarbeiter, die als Schnellboote an unserem Motorkanu vorbeiziehen, um die Arbeiter zu ihrem Arbeitsplatz zu bringen. Manchmal Transportschiffe, die Tanklaster transportieren, mit denen das Erdöl abtransportiert wird oder Baumaschinen für die Pumpstellen oder die Straßen vom Fluss zu den Förderstellen.
Manchmal Lieferschiffe für Bier oder ähnliches. Und dann auch die persönlichen Boote, mit denen sich die reicheren Fluss-Anlieger fortbewegen. Der Napo ist sehr bevölkert, jedenfalls mehr als ich mir den vom Straßennetz abgeschnittenen Urwald vorgestellt habe. Aber es gibt ja die Wasserstraße als Verkehrsader. Auf der gibt es täglich einen ÖPNV-Anschluss zu den zwei Städtchen, die Straßenanschluss haben. Die „Tornos“, die Motorkanus, die etwa 45 Plätze haben, halten auch an den Orten, an denen man gar keinen Ort vermutet. Daneben gibt es noch die Schnellboote, die ebenfalls täglich fahren, und die Strecke in der halben Zeit zurücklegen, aber halt teurer sind.
Ungefähr alle Stunde kommt man an einem Platz vorbei, von dem aus die Erdölförderung offensichtlich ins „Landesinnere“ vorgedrungen ist. Da stehen dann auf einmal Baumaschinen, Tanklaster, und ähnliches rum, es sind kleine, hässliche Siedlungen oder zumindest Arbeitskomplexe. Manchmal schimmern die Flammen einer Erdgas-Fackel durch – denn bei der Erdölförderung wird viel Erdgas einfach verbrannt, was wiederum die Luft und das Wasser verschmutzt, und natürlich auch den Klimawandel verschärft.
Am Fluss sieht man schon so ungefähr alle 100 m ein Haus, und natürlich gibt es dahinter noch manchmal kleine Siedlungen, die immer noch flussnah, aber nicht direkt am Fluss sind, die man nicht sieht. Es ist einigermaßen dicht besiedelt. Die Menschen bewirtschaften dann meist die Wälder um sich herum. Agroforstwirtschaft – bei uns gerade der neue nachhaltige Trend – ist einfach die traditionelle Anbauweise hier, sehr vielfältig, gemischt, Kakao, Bananen, Palmen, bunt gemischt und viel zum Ernten. Klassische Felder sehe ich sehr wenig. Ums Haus ein wenig Hausgarten, wo die Hühner scharren und Kräuter wachsen.
Es gibt keine offiziellen Straßen, aber es gibt doch eine Vielzahl von Wegen, die die Häuser verbinden. Die Wege sind aber nicht mit dem eigentlichen Straßennetz verbunden, sondern hören immer wieder – vermutlich spätestens am nächsten breiteren Zufluss zum Rio Napo – auf.
An dem Ort, an dem wir aussteigen, Tiputini, gibt es sogar gepflasterte Straßen und ein paar Autos. Alles 4-Rad-Antriebsautos, denn die braucht man hier, sobald man aus dem Ort rauskommt und für die 500 m Straße im Ort braucht niemand ein Auto. Es gibt deutlich mehr Motorräder als Autos, (mit einer Durchschnitts-Belegungszahl von 3 Menschen, aber ich habe auch schon 5 Menschen auf einem Motorrad gezählt) und viele Menschen, die auf den Straßen laufen. Hier ist ja das Verwaltungszentrum dieser Region. Und es gibt Handy- und Internet-Netz. Voll der Luxus!
Aber Santa Rosa, wo das Ausbildungsprojekt startet, ist nochmal 8 km davon entfernt und wirklich absolut im nichts. Ein ehemaliges Schulzentrum, das einfach im nirgendwo steht. Nein, natürlich nicht im Nirgendwo, im Regenwald, und an einem unbefestigten Weg, an dem auch so alle 100 – 500 m ein Haus steht. Dort in Santa Rosa erwarten uns schon drei Mitarbeiter:innen des „Fogón„, die fleißig am Vorbereiten für die neuen Schüler:innen sind. Carlos, der Kochausbilder, Gabriela, eine Köchin aus Quito und Jacky, eine Schweizer Praktikantin, die für 3 Monate da ist, ein Tourismusstudium hinter sich hat, seit fast 2 Jahren reisend unterwegs ist, und ebenfalls viel Kocherfahrung hat. Hier in Santa Rosa gibt es schlechten Handy-Empfang, aber keinen Internet-Empfang – eine Herausforderung für Schüler:innen, Lehrer:innen und Organisator:innen.
Regenwald – eine Vielfalt von Pflanzen auf allen Ebenen. Sehr viel Wildheit, sehr viel Grün. Mich beeindruckt das pralle Grün, die Vielfalt der Pflanzen und Bäume, die enormen Blüten und die enormen Blätter – und immer mal wieder ein beeindruckend bunter Schmetterling dazwischen.
Die Tierwelt hält sich versteckter: Ganz kurz habe ich einen sehr bunten Vogel gesehen, ich bilde mir mal ein, es wäre ein Papagei gewesen, wirklich erkannt habe ich ihn nicht, dazu war er zu kurz und zu weit entfernt in meinem Blickfeld. Kolibris gibt es auch hier.
Die Menschen leben hier wirklich sehr einfach, in offenen Hütten aus Palmwedeln.
Angekommen in Santa Rosa geht es darum, alles für die Ankunft der Schüler:innen vorzubereiten. Mich beeindruckt, mit welcher Tatkraft (Auch die Projektleiter sind sich auch nicht zu schade, beim Putzen mit anzupacken!), welchem Engagement, welchen Gedanken zur Pädagogik und zum Ziel des Projektes sie das angehen.
Mir gefällt, wie sie ihren Kurs vorbereiten, ich durfte Mäuschen spielen im Vorgespräch mit den beiden Haupt-Dozent:innen, die hier vor Ort mit den Schüler:innen leben werden. Wie sie betonen, wie wichtig es ist, auf die Gruppendynamik zwischen den Indigena-Kulturen zu achten, wie sie das einführen wollen, was sie den Lehrer:innen so alles mitgeben – hat mir gefallen. Ich bin sicher, sie machen hier ein tolles Projekt.
Es geht darum, die jungen Menschen aus entlegenen Indigena-Gemeinden dafür auszubilden, kleine Projekte des Sanften Tourismus gut durchzuführen.
Damit soll eine Perspektive unabhängig von der Erdölindustrie aufgebaut werden – eine Perspektive, die die Menschen dazu anhält, den Regenwald und ihre Traditionen zu schätzen und zu schützen! Denn das Interesse der Touristen stärkt das Selbstbewusstsein, den Stolz auf die eigene Kultur und Tradition und das Bewusstsein über die Bedeutung einer gesunden Natur. Und gleichzeitig sichert es Einkommensquellen für die einheimische Bevölkerung. Große Tourismusprojekte sorgen meist dafür, dass das Geld vor allem in die Taschen großer Konzerne fließt. Hier geht es darum, Menschen zu stärken, die direkt aus der Region kommen und hier eigene oder gemeinschaftliche Tourismusprojekte aufbauen. Ein tolles Konzept, finde ich!
Sie lernen hier Kochen von einheimischen Gerichten, so dass sie Traditionen erhalten und Touristen aus dem Westen schmecken, den Anbau und die spirituelle und medizinische Bedeutung der Pflanzen, Kochen auf Holzöfen und später auf Gasöfen, Servieren, Räume für Gäste vorbereiten, Einkaufspläne und Kalkulationen für große Caterings zu machen, Englisch, Marketing, sie organisieren gemeinsam Veranstaltungen für diese Region, für die sie Catering machen, und lernen daran für ihre eigene Zukunft. 6 Monate sind sie hier und lernen das Praktische und etwas Englisch, drei Monate in einer Stadt – wo sie an der Universität mehr die Marketing-Sachen lernen, und drei Monate sind sie im Praxiseinsatz irgendwo in einem Gastronomie- bzw. Tourismusbetrieb. Von der letzten Gruppe sind immerhin 60% der Absolvent:innen gut untergekommen, Marco ist das nicht genug, aber ich finde es schon einen ganz schönen Erfolg. Und ich bin sicher, das Jahr dort bei „El Fogón“ ist für die jungen Leute auf jeden Fall eine ganz tolle und lebensprägende Erfahrung.
Am nächsten Tag kommen die Schüler:innen. Leider kommen nur 15 von den angesagten 25 an … einige sind kurzfristig abgesprungen, andere waren wohl nie richtig angemeldet, weil die Kommunikation mit der Gemeinde nicht richtig klappte, eine Person kuriert noch CoViD aus. Ganz schön enttäuschend – wobei sie sich jetzt bemühen, die fehlenden Plätze noch aufzufüllen. Denn es wäre echt schade, wenn so wenige Menschen die Chance auf dieses besondere Jahr hätten.
Das gibt Chancen für meine Freund:innen aus Quilotoa, die auch Interesse an dieser Ausbildung hatten, vielleicht noch nachzurutschen in die Ausbildung. Denn natürlich wollen sie gerne eine volle Klasse haben. Das fände ich schon toll, wenn ich durch meine Kontakte zwei bis drei jungen Menschen aus Quilotoa zu einer Ausbildung verhelfen könnte.
Ich durfte am ersten Tag beim Großteil des Programms dabei sein – wie sich die Leute vorgestellt haben, das Projekt vorgestellt wurde, und bei den ersten „Dinamica de Grupo“. Denn sie legen viel Wert drauf, zunächst die Gruppe zu formen, eine gemeinsame Gruppenkultur zu schaffen, die auf Respekt und Inklusion Wert legt. Ich habe sogar beim gemischten Fußball mitgespielt … hat Spass gemacht.
Kleiner Schreck, als wir nach dem Regen abends Richtung Abendessen gehen wollen: Direkt auf dem Weg zwischen Haupt-Dach und Essraum entdeckt das aufmerksame Auge eines der Schüler – sie sind ja gewohnt, sich hier mit allen Gefahren zurecht zu finden – eine giftige Schlange, eine „Equis“ und sorgt dafür, dass niemand drauf tritt. Pascualito besorgt sich einen langen Stock und verscheucht die Schlange, die dabei zeigt, dass Schlangen sich ganz schön hoch aufrichten können. Wichtig zu wissen, sie leben auch hier! Aufpassen, wo man hintritt, und im Wald nur mit Stiefeln rumlaufen!
Am nächsten Tag gehe ich noch mit zur „Chacra“ – zum Feld, wo sie Gemüse anbauen. Ich dachte, es wäre gleich um die Ecke, und der Hinweis auf die Gummistiefel wäre gegeben worden, weil wir dort Erde umgraben. Aber nein, der Spaziergang zur Chacra führte auf schmalen Pfaden und durch viel Wasser mitten durch den Regenwald.
Nach 10 minütigem Spaziergang angekommen sind wir an einem Ort, den ich nur mit Mühe als „Feld“ identifiziert hätte, sondern eher als halbe Lichtung interpretiert hätte. Denn auch hier: Agroforst-Wirtschaft. Hier stehen Bananenstauden neben Chontapalmen, Ananas- und Yuca-Pflanzen und vielem anderen … Auf der „chacra“ stehen lauter essbare Sachen nebeneinander, die ich nicht unbedingt als essbar identifiziert hätte. Aber immerhin, jetzt weiß ich, wie der Yucca-Baum aussieht, dessen Wurzelknollen ich gestern geschält habe. Sie waren gestern die Kohlehydratsbeilage und sind hier in der traditionellen Küche neben den „Verdes“, den grünen Kochbananen der klassische Sattmacher.
Auf dem Rückweg passiert’s: Ich bleibe mit meinem Gummistiefel im Schlamm stecken und verliere das Gleichgewicht. Versuche mich mit den Händen abzufangen, dummerweise ist der Baum, gegen den ich stolpere, der aller-stacheligste Baum der ganzen Gegend.
So habe ich auf einmal ungefähr 30 lange Stacheln in beiden Händen und in der Stirn, mit der ich auch noch gegen den Baum gestoßen bin …. die Schüler:innen ziehen sie mir sorgfältig wieder raus, aber von ein paar bleiben die Spitzen in der Hand hängen. Gabriela, die Köchin, arbeitet später noch eine halbe Stunde mit Nadel und Pinzette, bis es so aussieht, als wären die meisten davon draußen.
Drei Tage tun mir die Hände noch weh, aber es entzündet sich nix, zum Glück!
Am gleichen Tag noch beginnen wir unsere Rückreise – zunächst mal bis zum Hauptort Tiputini, weil unser Boot am nächsten Tag um 6.30 Uhr abfährt. Zu unserem Dreierteam sind mit den Schüler:innen noch Elisa, die CSF-Verantwortliche aus Coca, und ihre Nichte Carina gestoßen. Sie haben die Schüler:innen auf der Reise von Coca bis Santa Rosa begleitet und fahren jetzt mit uns zurück.
Auf dem Weg sehen wir am Straßenrand noch ein Capiguara, ein biberähnliches Tier.
In Tiputini essen wir in unserem „Stammlokal“ dort, dem Restaurante de Arcadio, noch gemeinsam zu Abend. Das Restaurant ist angenehm gefüllt. David raunt mir zu: „Hier siehst Du, so ein Restaurant kann gut laufen, wenn man es richtig macht.“ Arcadio hatte vor ein paar Jahren hier nur einen klitzekleinen Essensstand, jetzt ist er das Hauptrestaurant und wird von vielen Petroleros aufgesucht. Und von uns. Auch hier sind wir „special guests“ – viele Leute in Tiputini, und insbesondere Menschen, die mit Bewirtung zu tun haben, kennen David und Marco und die Cocina Sin Fronteras.
Am nächsten Tag geht’s dann diesmal mit dem Schnellboot in 3,5 Stunden zurück nach Coca und noch am gleichen Tag mit dem Auto weiter nach Tumbaco, David’s Zuhause und meiner Heimatbasis in Ecuador nahe bei Quito. Hier machen David und Marco noch einen Tag Station, David genießt kurzfristig mal wieder sein eigenes Bett und ein eigenes Haus, bevor es wieder zum „Durgas Tiger Land“ an der Küste geht, wo er sich mit seiner Frau Iris ein Zelt auf einer Plattform teilt.
Als die beiden von Tumbaco abfahren, werde ich traurig. Jetzt ist mein Ecuador-Abenteuer schon fast vorbei. In drei Tagen fliegt mein Flieger, bis dahin lasse ich mir hier in Tumbaco noch etwas Zeit, alles zu verdauen und mich auf Zuhause einzustellen. Es war – auch gerade dank der Begegnungen, die ich in diesen 2 Monaten hatte – eine sehr besondere Reise.
Und Cocinas Sin Fronteras ist ein toller Verein – ich habe natürlich eine Spende dagelassen, für dieses tolle Projekt und freue mich, wenn noch mehr Menschen das tun. Hier mehr Infos dazu.